Klettern ist in. Bouldern liegt im Trend. So ungefähr lassen sich die Zahlen des Deutschen Alpenvereins (DAV) deuten, der Ende Dezember 2017 immerhin 1,2 Millionen Mitglieder zählte und damit durchaus repräsentativ sein dürfte. Aus dem Individualsport Klettern ist mittlerweile ein Breitensport geworden, was auch bedeutet: Vielerorts seilen sich ambitionierte Kletterer heute in Kletterhallen ab und betreiben diesen Sport nicht etwa mit der Intention, einen Gipfel zu erklimmen, sondern um an Kletterwänden die Technik des Kletterns zu erlernen.
Die Fans des Boulderns waren im Jahr 2013 mit sechs Prozent der DAV-Mitglieder noch reichlich unterrepräsentiert. Eine Befragung im Jahr 2017 zeigte aber bereits, dass 20 Prozent der DAV-Mitglieder gerne und regelmäßig zum Bouldern gehen. Hinzu kommen die Boulderer, die keine Mitglieder des DAV sind.
Inspiration, wo gebouldert werden kann, liefert dieser Beitrag.
Klettern in Großbritannien und Irland
Wer als Kletterer nach Großbritannien reist, wird Kurs auf den Peak District nehmen. Diese Bezeichnung trägt das berühmteste Kletterareal des Landes. Eben dort, am Gritstone des Peak Districts in Yorkshire, sowie in Nordwales und in Schottland sind die steilsten Felsen zu finden. Andernorts sind die Felsen nicht recht hoch, zudem vermissen die Kletterer die Naturatmosphäre, denn Industrieorte sind nah.
Ungeachtet der Umgebung nehmen passionierte Kletterer in Großbritannien stets Kurs auf diese drei Kletterregionen: Raven Tor, Burbage und Stanage. Auch der Lake District ist zwar kleiner dimensioniert, wartet aber auch mit dem einen oder anderen kletterbaren Areal auf. Cornwall und Devon wirken nur auf den ersten Blick so als wären sie für Boulderer gemacht, allerdings bieten sich diese Regionen zumindest jenen an, die in Großbritannien Urlaub machen möchten – und ab und an zum Klettern gehen. In Northumberland gibt es deutlich mehr Kletter-Optionen.
Zu den beliebtesten Kletterregionen von Irland gehören die Klettergebiete Fair Head und Ailladie; unbekannter, aber nicht weniger sehenswert ist der Gap on Dunloe in Kerry, der von Sandstein geprägt ist. Wer die Felsen entlang der Küsten erklimmen möchte, muss den Anfänger-Status längst hinter sich gelassen haben und sich zudem mit Schlaghaken, Klemmgeräten und Schlingen auskennen, denn Bohrhaken suchen Kletterfans hier vergeblich. Stattdessen ist der Abenteuer-Faktor in Irland groß.
Die beste Zeit zum Bouldern ist übrigens im Frühjahr und im Herbst – im Sommer werden Kletterern nämlich oft von Midges heimgesucht, die für juckende Stiche sorgen. In Irland sind die Felsen, an denen passionierte Kletterer hängen, nicht etwa im Staatsbesitz, sondern meist in Privatbesitz. Das heißt auch, dass die Privatbesitzer Horden an Kletterern sicherlich nicht schätzen, sondern vor allem jenen das Klettern gestatten, die nicht unnötig die Natur zerstören, ihre Hunde anleinen und nicht wild parken.
Bouldern in Bosnien-Herzegowina
Zugegeben, Bosnien-Herzegowina zählt eher zu den ungewöhnlichen Reisezielen, aber gerade auf passionierte Boulderer warten dort zahlreiche Gelegenheiten für ein Kletter-Abenteuer. Für drei Kletterregionen ist das Land zumindest bei Insidern bekannt: Moster (Blagaj, Dreznica), Banja Luka (Krajina) und Sarajevo (Bukovik, Dariva) sind bei Kletterfreunden sehr beliebt. Diese drei Regionen bieten an den meisten Stellen für alle Boulder-Fans die passende Route: Erschließer und Hardmover kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie die Fans von leichten und mittelschweren Touren.
Wer tagsüber klettern möchte, kann dies am besten zwischen März und Juni und zwischen September und November tun; im Sommer sollte die Kletterzeit morgens und abends liegen, um sich nicht der prallen Sonne auszusetzen. Kletterer treffen im Land vornehmlich auf Konglomeratgestein und Kalk, was auf die Bezeichnung des Gebirges als Karstgebirge hinweist. 1.000 Sportkletterrouten warten auf mutige Boulderer; etwa 70 Prozent der Routen wurden erst in der jüngsten Vergangenheit saniert und sind heute sehr gut abgesichert.
Klettern in Kroatien
Im Nachbarland von Bosnien-Herzegowina, in Kroatien, sind in insgesamt 70 Klettergebieten 3.500 Routen ausgewiesen. Doch welche sind die beliebtesten? Kalnik heißt die Kletterregion, in der viele Menschen aus Zagreb Bouldern, die aber auch als meistbesuchtes Klettergebiet des Landes gilt. Wer hier klettert, ist der Geschichte des Landes ganz nahe, denn auf dem Berg Kalnik befand sich im Mittelalter eine Burg, um die sich Kroaten und Tataren eine wüste Schlacht lieferten. Die Routen dort sind leicht bis mittelschwer; etwa 170 Kletterwege sind ausgewiesen. Nach Pokojec reisen hingegen nur Kenner, die an marinen Ablagerungen aus Geröll und San klettern wollen. 80 Routen sind hier ausgewiesen, allerdings verraten Kenner: Gute Beinarbeit und starke Finger sind Grundvoraussetzung für das Klettern in dieser Region.
Wer unbedingt im Sommer klettern möchte, sollte nach Golubinjak reisen. Die Felsen dort dienten bereits für einen Kletterwettkampf und wurden erst in der jüngsten Vergangenheit erneuert. Der Fels, der optisch an ein Alpenkalk erinnert, ermöglicht das Klettern auf 60 Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Dalmatien hinkt an dieser Stelle der Region Istrien deutlich hinterher, obgleich diese Region Kroatiens gerade rund um die Stadt Split viel Potential hätte – beispielsweise mit den Wänden von Makarska und Omis und den Felsen von Brac und Hvar. Mit der Erschließung der Region für Kletterer wurde bereits begonnen – und zwar im Hinterland von Sibenik, in Osoje. Das Tal des Cikolo und der Krka-Nationalpark sind aktuell die beliebtesten Anlaufstellen für Kletterer, die es nach Kroatien zieht. Viel Spaß beim klettern und denke daran, das richtige Reisegepäck mit in den Urlaub zu nehmen.