Nachhaltig einkaufen ist nicht immer ganz einfach. Die Supermärkte und Geschäfte sind oft zu sehr darauf fokusiert, den Kunden einen angenehmen Einkauf und günstige Produkte zu bieten. So greift man eben gerne mal zu in Plastik vorverpacktem Obst oder kauft Getränke, die durch ganz Deutschland geliefert wurden. Aber wusstest du, dass eine Plastikschale mit Deckel (für Trauben, Cocktailtomaten etc.) etwa 7-8 mal soviel Plastik verbraucht wie der Knotenbeutel an der Theke? Mit den folgenden Tipps kannst du ohne viel Aufwand umweltbewusst einkaufen und erfährst, wie du grüne Produkte besser erkennen kannst.
Kann ich mit Fairtrade nachhaltig einkaufen?
Wer Produkte mit einem Fair-Trade-Siegel kauft, möchte sich damit für eine gerechtere Wirtschaft einsetzen. Laut vielen Untersuchungen wie etwa diesem Test der Verbraucherzentrale Hamburg sind diese Produkte aber oft gar nicht so „fair“ wie sie vorgeben. Das liegt an den fehlenden gesetzlichen Standards, denn aktuell können die Unternehmen noch selbst bestimmen, was sie mit „fair“ meinen.
Hinter dem grün-blauen Fairtrade-Siegel oder dem GEPA-Siegel stehen seriöse Standards, die auch kontrolliert werden und auch den Bio-Landbau fördern. |
Das Problem sind die vielen intransparenten Siegel mit teilweise fragwürdigen Vorgaben, oder dass man die Zutaten nicht bis zu Ihrem Ursprung zurückverfolgen kann. So gibt es Siegel, bei denen der faire Anteil an Rohstoffen hochgerechnet wird, indem beispielsweise der Wasseranteil von Zutaten abgezogen wird.
Viele „umweltfreundliche Produkte“ wie Kakao, Saft, Tee oder Zucker enthalten aufgrund des Mengenausgleichs womöglich keine fairen Zutaten. Die Rohstoffe der verschiedenen Farmer werden im Erzeugerland in der Regel einfach vermischt und der faire Anteil berechnet. Wie viel faire Rohstoffe letztendlich enthalten sind, lässt sich so nicht nachvollziehen. So kann es auch sein, dass in einem umweltfreundlichen Produkt Pestizide von anderen Farmen enthalten sind, die sich nicht an die Fairtrade Vorgaben halten.
Wenn man nachhaltig einkaufen möchte, muss man also immer zweimal prüfen ob es sich wirklich um ökologisch nachhaltige Produkte handelt. Wenn die Unternehmen nicht transparent aufzeigen was ihre Produkte „fair“ macht, kann man sich bei den unzähligen Siegeln und Vorgaben einfach nicht sicher sein.
- Regionale Produkte zu kaufen ist eigentlich immer die beste Wahl. Für manche Produkte gibt es regionale Kennzeichnungen oder sogar einen Bauernhof vor Ort.
- Vor allem bei Fertigprodukten lässt sich die Herkunft nur schwer zurückverfolgen.
- Bei frischen Produkten lässt sich die Herkunft einfacher prüfen und man kann diese eventuell auch verpackungsfrei einkaufen.
- Achte am besten auf Bio Qualität und die beiden oben gezeigten Fairtrade-Siegel.
- Kaufe nicht zu viel ein und denke daran, dass auch abgelaufene Produkte nicht gleich schlecht sein müssen.
Der Blaue Engel ist ein ein unabhängiges Umweltzeichen der Bundesregierung. Man findet das Siegel bei umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen. |
Mit Bio und Öko kann man nachhaltig einkaufen
Sieht man auf der Verpackung die Aufschrift „Bio“ oder „Öko“ dann kann man als Verbraucher sicher sein, dass es sich um umweltfreundliche Produkte handelt. Genau wie „aus kontrolliert biologischem Anbau“ oder „biologisch-dynamisch“ sind diese Begriffe durch die EG-Öko-Verordnung rechtlich geschützt.
In der EU müssen alle verpackten Bio-Lebensmittel, die in der EU produziert wurden, das bekannte grüne Bio-Siegel tragen. Neben dem Logo befindet sich noch eine Codenummer der Kontrollstelle sowie der Ort, an dem das Produkt erzeugt wurde. |
Die Hersteller werden mindestens einmal pro Jahr von einer Kontrollstelle kontrolliert, was sich über den Code auf der Verpackung prüfen lässt. Zudem gibt es auch unangekündigte Kontrollen. Aber auch Stiftung Warentest oder Öko Test überprüfen ökologische Produkte regelmäßig.
Für das EU Bio-Siegel müssen die landwirtschaftlich produzierten Zutaten zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen und den Vorgaben entsprechen. Auch muss komplett auf chemische Pflanzenschutzmittel, chemische Dünger und Gentechnik verzichtet werden.
Vor allem im Winter sollte man aber auf die Herkunft schauen. Denn auch wenn das Bio-Siegel auf dem Produkt ist, sind Kiwis aus Neuseeland oder Kartoffeln aus Ägypten wegen der langen Transportwege nicht mehr wirklich umweltfreundliche Produkte.
- Bio Produkte sind frei von Pestiziden und chemischen Düngmitteln.
- Es ist keine Gentechnik erlaubt.
- Weniger Energieverbrauch bei Anbau und Produktion.
- Ökologische Produkte bedeuten weniger Belastung für Boden und Grundwasser.
- Keine Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe.
Bio Tierhaltung
Für Tiere gibt es ebenfalls gewisse Standards, doch auch diese werden oft noch als „nicht Tiergerecht genug“ angeprangert. Es darf beispielsweise eine festgelegte Anzahl an Tieren pro Quadratmeter nicht überschritten werden. Das Tierfutter muss aus biologischem Anbau stammen und Antibiotika wird nur für Behandlungen eingesetzt.
- Die Tiere dürfen kein gentechnisch verändertes Futter bekommen.
- Es werden weniger Medikamente verwendet und auch nur bei Bedarf.
- Die Tiere werden artgerecht gehalten, bekommen mehr Platz und Auslauf.
- Die Fahrzeit zum Schlachter muss so kurz wie möglich sein.
- Tierschutz gibt es nicht zu Billigpreisen.
Beispiel Legehenne:
- 6 Legehennen oder 10 Masthühner pro qm Stallfläche.
- Jedes Tier hat Zugang zu Freiland mit mindestens 4qm Freiland pro Tier.
- 7 Legehennen teilen sich ein Nest.
- Das kürzen der Schnäbel ist nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Beispiel Mastschwein:
- Ein Mastschwein unter 50kg bekommt mindestens 0,8 qm Stallfläche und zusätzlich 0,6qm Außenfläche.
- Wenn das Gewicht des Tieres steigt, bekommt es etwas mehr Platz (bis 1,5qm Stall und 1,2qm Außenfläche. Das klingt zwar nicht viel, aber Schweine aus konventioneller Haltung müssen mit noch weniger Platz auskommen.
- Das kupieren der Schwänze, Nasenringe oder das Abkneifen der Zähne ist in Ausnahmefällen erlaubt. Bei Demeter, Bioland, Neuland und Naturland sind die Maßnahmen komplett verboten.
Eier kaufen
Unverarbeitete Eier sind immer durch einen Stempel gekennzeichnet. Eine „0“ steht für Bio-Eier.
Die „1“ steht für Freilandhaltung, „2“ für Bodenhaltung im geschlossenen Stall und „3“ für Käfighaltung (unbedingt vermeiden).
Nachhaltig leben – Plastikmüll vermeiden mit umweltfreundlichen Produkten
In Deutschland ist das meiste Obst und Gemüse in den Supermärkten in Plastik verpackt. Besonders die dicken Plastikschalen mit Klappdeckel verbrauchen im Schnitt 7-8 Mal mehr Plastik, als die dünnen Plastikbeutel in der Gemüseabteilung. Da wird nachhaltig einkaufen natürlich schwer. Besonders viel Plastikmüll fällt für Tomaten, Trauben, Beeren und Möhren an.
Im Supermarkt haben fast alle Bio Produkte eine Kunststoffverpackung. Aber warum wird Obst und Gemüse in Plastik verpackt?
Zum einen sind bestimmte Früchte und Gemüse mit der Verpackung länger haltbar. Zum anderen verpacken Supermärkte die Bio Produkte um eine Verwechslung zu vermeiden. Da ist es meistens einfacher, nur die wenigen Bio Produkte extra zu verpacken. Die Verpackung soll aber auch verhindern, dass Pestizide von konventionellen Waren auf die Bio Produkte gelangen. Zum Glück werden inzwischen aber immer mehr Bio Waren auch von den großen Supermarktketten durch Aufkleber oder Laser markiert.
- Am besten kauft man Bio Obst und Gemüse in Bioläden oder auf einem Markt, denn so kann man komplett auf die Plastikverpackung verzichten.
- Vorverpackte Waren sollten nur selten gekauft werden. Nimm lieber das unverpackte Angebot und verzichte vor allem bei einzelnen Früchten auf den Knotenbeutel.
- Früchtebecher und ähnliche Produkte sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern laut Verbraucherzentrale auch oft mit Keimen belastet. Verzehrfertig geschnittenes Obst sollte immer nochmal gewaschen werden.
- Saisonal einkaufen ist immer besser für die Umwelt. Vor allem im Winter gibt es viel Obst und Gemüse, welches von weit her eingeflogen wurde.
Die Verwirrung mit den Einweg- und Mehrweg-Flaschen
Vor 30 Jahren wurden über 90 Prozent der Getränke in umweltfreundlichen Mehrweg-Flaschen verkauft. Inzwischen liegt der Anteil nur noch bei unter 40 Prozent. Dabei lässt sich durch Mehrweg-Flaschen eine große Menge an Müll einsparen.
Glas-Mehrwegflaschen können bis zu 50-Mal wieder verwendet werden, Mehrweg-Flaschen aus Kunststoff bis zu 15 Mal.
Auch wenn Einweg-Flaschen und Verpackungen recycelt werden, muss trotzdem jedes Mal eine neue Verpackung produziert werden.
Nicht jeder Getränkekasten beinhaltet Mehrweg-Flaschen. Beim Kauf muss also auf das Zeichen auf den Flaschen geachtet werden. Die Einweg-Flaschen in Mehrweg-Kästen haben oft das PET-Cycle Symbol. Es steht für das recycling der Flaschen, nicht für Mehrweg und Wiederbefüllung.
Mehrweg und Einweg im Vergleich
Das Logo KANN drauf sein. | Das Logo MUSS drauf sein. |
Wird erneut befüllt und wiederverwendet. | Wird recycelt oder entsorgt. |
Pfand beträgt meistens 8 oder 15 Cent. | Pfand beträgt immer 25 Cent. |
Nur was verkauft wurde, wird zurückgenommen. | Die Rücknahme ist immer verpflichtend. |
Mehrweg-Flaschen aus der Region sind besonders nachhaltig für die Umwelt. Sie verbrauchen durch die kurzen Transportwege nur wenig Energie und deutlich weniger Rohstoffe als herkömmliche Flaschen.
Auf Einweg-Dosen sowie Einweg-Glasflaschen sollte am besten komplett verzichtet werden. Sie haben den höchsten Energieverbrauch und produzieren den meisten Abfall.
- Bei Mehrweg beträgt das Pfand 8 oder 15 Cent. Für Einweg-Flaschen werden 25 Cent fällig.
- Du kannst nachhaltiger leben indem du mehr Leutungswasser trinkst.
- Mehrweg- statt Einwegflaschen kaufen.
- Je individueller die Flasche, desto aufwendiger das Mehrwegsystem.
- Regionales Wasser und Getränke bevorzugen, um Transportwege zu minimieren.
- Einen Thermobecher-to-go verwenden.
Bei der Verbraucherzentrale findest du nähere Details zu Einweg- und Mehrweg-Flaschen.
Nachhaltig einkaufen ohne Mikroplastik
Mikroplastik kann zum Beispiel entstehen, wenn sich Plastikmüll in den Meeren und Flüssen langsam zersetzt. Aber auch in Kosmetik- und Reinigungsprodukten steckt Mikroplastik, welches mit dem Abwasser in die Umwelt gelangt. Von dort gelangt es über den natürlichen Kreislauf in Tiere, Pflanzen und Menschen. Schon heute befinden sich in fast jedem Fisch Rückstände von Mikroplastik. Aus diesem Grund sollte man unbedingt umweltfreundliche Produkte ohne Mikroplastik kaufen.
- Reinigungsmittel sollten mit dem EU-Ecolabel, Blauer Engel, Ecogarantie oder Ecocert zertifiziert sein.
- Vermeide Kosmetik mit Polyethien, Polyquaternium, Polyprophylen oder Styrene Acrylates Copolymer.
- Nachhaltige Accessoires ohne Plastik, z.B. plastikfreie iPhone Hüllen aus Holz und Biomaterialien
- Sparsam dosieren und die Waschmaschine nur benutzen wenn sie voll ist.
- Papierprodukte wie Toilettenpapier oder Küchenrolle sollten aus Recyclingpapier sein.
- Zertifizierte Naturkosmetik kaufen.
- Feste Seife verwenden. Auch Shampoo oder Haarkuren gibt es in Seifenform.
- Als Peeling kann man alternativ Kaffeesatz, Meersalz oder Zucker verwenden.
- Zum Putzen können Hausmittel wie Essigsäure oder Soda verwendet werden.
Der BUND-Einkaufsratgeber gibt dir Auskunft über umweltfreundliche Produkte und listet auf, in welchen Kosmetikprodukten sich Mikroplastik befindet.
Ohne Plastiktüten umweltfreundlich einkaufen
Pro Jahr werden in Deutschland ungefähr 1,5 Milliarden leichte Plastiktüten in Umlauf gebracht. In den letzten Jahren hat sich der Verbrauch durch umweltfreundlichere Alternativen aber schon etwas reduziert. Mit einem neuen Gesetz soll das ganze jetzt noch schneller gehen. Ab dem 1. Januar 2022 gilt nun endlich ein Verbot von Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern. Die ganz dünnen Plastikbeutel dürfen für leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch aber weiterhin verwendet werden. Plastiktüten mit einer Wandstärke von mehr als 50 Mikrometer werden normalerweise als stabilere Mehrweg-Tragetasche verwendet.
- Nachhaltig einkaufen geht am besten mit eigener Tasche oder Rucksack.
- Einwegtüten aus Papier haben eine noch schlechtere Ökobilanz als Einwegtüten aus Plastik.
- Bringe eigene Dosen oder andere Mehrweg-Behälter für Käse und Fleisch an der Frischetheke.
- Vor allem einzelnes Obst und Gemüse muss nicht in einem Knotenbeutel verpackt werden.
Nachhaltig leben durch weniger Autofahrten
Der Verkehrssektor ist nach der Energieerzeugung und der Industrie der drittgrößte CO2-Verursacher in Deutschland. Über 80 Prozent der Einkaufsfahrten werden mit dem Auto erledigt. Die vielen Fahrzeuge auf den Straßen verursachen Lärm und stoßen Abgase aus. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 45.000 Menschen vorzeitig durch eine zu hohe Feinstaubbelastung. Weniger Autofahrten wären also nicht nur gut für das Klima, sondern auch für die Gesundheit.
- Kleine Einkäufe lassen sich auch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr erledigen.
- Kaufe in einem nachhaltigen Online Shop ein.
- Die Einkäufe wenn möglich in den Geschäften und Supermärkten vor Ort erledigen.
- In vielen Städten werden Lastenräder verliehen.
- Lieber einen großen Einkauf machen als mehrmals loszufahren.
- Informiere dich ob dein Supermarkt einen Lieferdienst mit effizienter Route anbietet.
Nachhaltig shoppen
Versuche das nächste Mal etwas bewusster einzukaufen. Nicht nur im Supermarkt, sondern auch wenn du auf der Suche nach neuen Klamotten etc. bist. Selbst einige der großen Marken bieten inzwischen ein paar Klamotten aus Bio-Baumwolle oder andere grüne Produkte an. Besonders empfehlenswert ist der Einkauf in Onlineshops, die nachhaltige Artikel und Marken anbieten. Empfehlenswert sind zum Beispiel der Avocadostore für Eco Fashion oder das Ökolädchen für eine große Auswahl nachhaltiger Produkte.